Abenteuer Film
6 Essays zum Kino
Autoren: Günter Hablik, Werner Kiefer. Kultur - BR - 1995 - 6 x 10 min
Das Jahrhundert der laufenden Bilder
Seit der Erfindung der Schrift hat kein Ereignis mehr Einfluß auf unser Denken und Erleben gehabt als die erste Vorführung eines Films 1895 in Paris.
Film ist DIE Industrie- Kunst- und Unterhaltungsform des 20.Jahrhunderts, das erste weltumfassende Medium. Der Film schafft Illusionen von Wirklichkeit, die seit hundert Jahren unsere Gefühle und Sehnsüchte, unsere Vorstellung von der Welt und unseren Alltag beeinflussen. Er dokumentiert aber auch die Welt, in der wir leben, und schafft so ein kollektives Gedächtnis, aus dem wir alle schöpfen, wenn wir uns die Geschichte der letzten hundert Jahre vergegenwärtigen wollen.
Film überwindet Zeit und Raum, verfügt über die Gegenwart, macht vergangenes gegenwärtig und die Zukunft darstellbar. Film durchbricht Vorurteile und Tabus, aber er kann genauso gut verführen und verfälschen. Film zeigt uns Menschen, Länder und Lebenswelten, die uns ohne das bewegte Bild immer verschlossen blieben. Er rückt das Ferne nah an uns heran und macht uns das Vertraute fremd.
In unserer Reihe Abenteuer FILM – Das Jahrhundert der bewegten Bilder wollen wir in kleinen, spannenden Essays zeigen, wie der Film unsere Wahrnehmung der Welt und unsere Welt selbst in den letzten hundert Jahren verändert hat.
Jeder Beitrag mit einer Länge von acht bis zehn Minuten behandelt exemplarisch einen besonderen Aspekt des populärsten Mediums dieses Jahrhunderts. Die kleine Form zwingt zur Anschaulichkeit und zur Präzision.
Der Bogen der Themen ist weit gespannt. Der Kennedy-Mord? Ein Exkurs über den Film als historisches Dokument und unser kollektives visuelles Gedächtnis. James Dean? Eine Reflexion über den Star, seine Rolle als Modell und seine Vermarktung.
Unsere Fragestellung vereint Aspekte der Wahrnehmungspsychologie, der Soziologie, der Medien- und Kommunikationswissenschaften, der Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften, der Technikgeschichte und der Ästhetik, der Psychoanalyse oder der Ethnologie. Das wird aber der Zuschauer nicht spüren, denn wir suchen nach den populären Aspekten unseres Themas. Der Zuschauer erlebt den Essay im Vorübergehen, er kann sich mit den Erfahrungen identifizieren, die dort beschrieben werden.
Jeder Essay wird ein Stück origineller Filmgeschichte, Teil eines imaginären Museums der visuellen Wahrnehmung: unterhaltsam, spannend, allgemein verständlich. Die Beiträge entstehen in Zusammenarbeit mit profilierten Filmjournalisten und Fachautoren, mit der Hilfe von Filmarchiven und Museen: Stiftung deutsche Kinemathek, British Film Institute, Museum of Modern Art, Cinémathčque Française, Bundesarchiv Koblenz, Deutsches Museum.