Anklage Mord: Ein Freund vor Gericht

Autoren: Christian Bauer, Daniela Agostini. Gesellschaft - BR - 2009 - 90 min

Ein Mordfall und ein Verfahren aus einer höchst ungewöhnlichen Perspektive: Kein Gerichtsdrama, sondern die Geschichte einer Gruppe von jungen Menschen - alle studiert und fest etabliert in ihren Berufen - die zu einem Schulfreund halten, der angeklagt ist, aus Geldgier seine Tante brutal erschlagen zu haben. Durch ihre Augen erleben wir einen Indizienprozess, bei dem das Urteil von Anfang an sicher scheint. Trotzdem mag keiner von ihnen an die Schuld des Freundes glauben. Sie kennen den vermeintlichen Täter alle lange und gut - einen Mord, und noch dazu so brutal, traut ihm keiner zu. Und das in der Anklage festgehaltene Motiv, Habgier, kann sie erst recht nicht überzeugen...

Sie sind wütend darüber, dass die Ermittler anscheinend wichtige Spuren nicht verfolgen. Sie sind entsetzt, weil das Gericht Beweisanträge der Verteidigung ohne für sie nachvollziehbare Gründe ablehnt, und sie sind enttäuscht darüber, dass mehrfache Befangenheitsanträge der Verteidigung gegen den Richter zurückgewiesen werden. Sie verlieren den Glauben in die Justiz, Stück für Stück. Ihr Freund kann und darf nicht schuldig sein!

Aber was, wenn er tatsächlich schuldig wäre? Wie konnte er sie so täuschen, sein wahres Gesicht verbergen? Wie konnte jemand, der keiner Fliege ein Haar krümmt, einer, der immer zuvorkommend, höflich und bescheiden war, so eine Tat begehen?

Das sind die Gefühle, die Fragen, um die es in unserem Film geht. Ein Film, der sich nicht festlegt, sondern dem Verfahren Schritt für Schritt folgt. In dem Verzweiflung auf Hoffnung folgt, und doch bis zum Schluss immer wieder neue Hoffnung keimt: Die Indizienkette ist aus Sicht der Freunde dünn. Am Ende, da sind sie sicher, wird ihr Freund als freier Mann den Gerichtssaal verlassen.