München Halbmondviertel

Autoren: Matti Bauer, Julia Furch. Gesellschaft - BR - 2003 - 60 min

In unmittelbarer Nähe des Münchner Hauptbahnhofs begegnet man dem Orient. "Klein-Istanbul", so nennen die Münchner die Ludwigsvorstadt. Hier sprechen die Menschen türkisch, griechisch, italienisch, serbisch oder kroatisch, aber fast nie bayerisch.

Das multikulturelle Stadtviertel mit seinen Obst- und Gemüseläden, türkischen Kneipen und versteckten Hinterhöfen ist vielen zur Heimat geworden. Dem türkischen Pizzabäcker Selo, der seinen Führerschein machen will; seiner Fahrlehrerin Sigi, die ihren Unterricht zweisprachig macht; dem albanischen Flüchtlingsmädchen Lena und ihrer Schwester Teranda. Und dem Schneider Karagöl, der als erster Türke hier seine Änderungsschneiderei eröffnete, damals, als es noch mehr Prostituierte gab als heute.

Aber es gibt auch Menschen, an denen die Entwicklung des Viertels vorüber geht. Der Kirchenarchivar Lankes hat sein ganzes Leben hier verbracht und sieht sich nun an den Rand gedrängt. Vorsichtig äußert er seine Bedenken und beschwört "Heimat" und "Kirche". Nebenan in der Hinterhofmoschee beten die Menschen zu Allah. Im "Halbmondviertel" ist Platz für alle, das drückt dieser Film deutlich aus, verbunden mit der stillen Hoffnung, dass es auch so bleiben möge.