Schlußklappe ´45
Szenen beim deutschen Film
Autoren: Christian Bauer. Kultur - BR - 1995 - 60 min
Filmleute erinnern sich an die Kapitulation des deutschen Films 1945
Der 8. Mai 1995 ist der 50. Jahrestag der Kapitulation. Das Ende des 2. Weltkrieges ist aber auch das Ende der deutschen Filmindustrie. Die Aliierten rüsten zuallererst die Propagandamaschine der Nazis ab.
In dem Film Schlußklappe `45 geht es darum, wie die Leute in der deutschen Filmindustrie die letzten Tage des 2. Weltkrieges erlebten, und welche Filme den Untergang begleitet haben. Da gibt es Durchhaltedramen, Historienschinken, Krimis und Lustspiele %u2013 aber in all diesen Geschichten ist die Wirklichkeit ausgespart: Die Gefallenenmeldungen, der Wehrmachtsbericht, die katastrophale Versorgungslage und die ständigen Luftangriffe.
Beim Film zu sein, war in den letzten Monaten des Krieges noch mehr ein Privileg als sonst: Techniker, Schauspieler und Regisseure laufender Produktionen waren u. k. gestellt. Deshalb hat man die Fertigstellung mancher Filme durch Tricks und Finten hinausgezögert, um nicht im letzten Moment noch eingezogen zu werden. Die riesige Menge von nicht mehr fertiggestellten Filmen ist ein Beleg dafür. Aber niemand konnte sich in Sicherheit wiegen, und zuerst waren natürlich die Produktionen bedroht, die nicht den Wehrwillen der Bevölkerung stärkten. Produziert wurde in Berlin, in München, Prag und Wien. Wobei die Teams geradezu auf der Flucht waren vor der immer größeren Reichweite der Bomber und dem Vorrücken der Front.
Wie haben sich die Leute gefühlt, die dem Publikum in den zerbombten Städten eine heile Welt vorzugaukeln haften, wie war die Arbeit in den Studios, wo die Leute bei Tag genauso bedroht waren wie in ihren Wohnungen bei Nacht?
Schlußklappe `45 versucht die Atmosphäre der letzten Monate des Zweiten Weltkriegs am Ausschnitt der Filmindustrie zu beschreiben: den Zwiespalt zwischen dem propagandistischen Zweck der Arbeit der Filmleute und dem Wunsch jedes einzelnen, den Krieg zu überleben. Wir kramen in den Resten der nicht fertiggestellten Filme und konfrontieren die Welt der Durchhaltefilme und Unterhaltungsstücke mit der Realität die Geschichte geworden ist: Mit den Erinnerungen der Leute, die diese Filme gemacht haben %u2013 und Bildern aus der Wirklichkeit, die diese Filme vergessen machen sollten.